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Das Wesen und die Arten der Offenbarung, die die Propheten von Gott erhalten haben.

    Das Wesen der Offenbarung

    جوهر الوحي

    [Deutsch - German - ألماني]

    Das Herausgeberteam von Dr. Abdurrahman al-Muala

    فريق الدكتور عبد الرحمن المعلا

    Übersetzer: Eine Gruppe von Übersetzern

    ترجمة: مجموعة من المترجمين

    1432 - 2011

    Beschreibung: Das Wesen und die Arten der Offenbarung, die die Propheten von Gott erhalten haben.

    Offenbarung ist, wenn Gott Wissen, das Er will, denen, die Er aussucht, zukommen zu läßt. Gott gibt ihnen dieses Wissen, damit sie es denen übermitteln, die Er bestimmt.

    Alle Gesandten Gottes haben die Offenbarung erfahren. Gott sagt:

    “Wahrlich, Wir haben dir offenbart, wie Wir Noah und den Propheten nach ihm offenbart haben. Und Wir offenbarten Abraham, Ismael, Isaak, Jakob, den Stämmen (Israels), Jesus, Hiob, Jonas, Aaron und Salomo; und Wir haben David einen Zabur gegeben.” (Quran 4:163)

    Die Möglichkeit göttlicher Offenbarung kann von keinem geleugnet werden, der an die Existenz Gottes und Seine Allmächtigkeit glaubt. Gott erhält Seine Schöpfung auf jegliche Art, die Ihm gefällt. Die Verbindung zwischen dem Schöpfer und Seiner Schöpfung besteht aus dem Weg Seiner Gesandten und diese Gesandten wissen nur, was Gott von ihnen will, durch den Weg der Offenbarung, sei sie direkt oder indirekt. Der rationale Verstand kann die Möglichkeit der Offenbarung nicht leugnen, denn für den Allmächtigen Schöpfer ist nichts zu schwer.

    Das Wesen der Offenbarung

    Offenbarung ist keine persönliche Erfahrung, die ein Prophet aus sich selbst heraus hervorbringt. Es ist kein spiritueller Zustand, den eine Person erreichen kann, indem sie bestimmte Meditationen oder spirituelle Übungen macht. Ganz im Gegenteil – Offenbarung ist eine Kommunikation zwischen zwei Wesen: eines das spricht, befiehlt und gibt und ein anders, das angesprochen wird, dem befohlen wird und das erhält. Der Prophet Muhammad hat sich nie, so wie es auch bei jedem Propheten der Fall gewesen war, mit dem Einen, Der ihm die Offenbarung gab, gemischt. Als menschliches Wesen fühlte er seine Schwäche vor seinem Gott, fürchtete den Fluch Gottes, wenn er Ihm ungehorsam wäre, und hoffte auf die Gnade Gottes.

    Er ersuchte Hilfe von Gott, unterwarf sich dem, was ihm befohlen wurde, und gelegentlich wurde er streng von Gott zurechtgewiesen. Der Prophet gab seine absolute Unfähigkeit zu, auch nur ein Wort am Buch Gottes zu verändern. Gott sagt:

    “Und wenn ihnen Unsere deutlichen Verse verlesen werden, sagen jene, die nicht mit der Begegnung mit Uns rechnen: "Bring einen Quran, der anders ist als dieser oder ändere ihn." Sprich: "Es steht mir nicht zu, ihn aus eigenem Antrieb zu ändern. Ich folge nur dem, was mir offenbart wurde. Ich fürchte, falls ich meinem Herrn ungehorsam bin, die Strafe eines gewaltigen Tages." Sprich (O Muhammad): "Hätte Gott es gewollt so hätte ich ihn euch nicht verlesen, noch hätte Er ihn euch kundgetan. Ich habe doch wahrlich ein Menschenalter unter euch gelebt, bevor (der Quran da war) Wollt ihr denn nicht begreifen?"” (Quran 10:15-16)

    Dies sollte den Unterschied zwischen dem Wesen, den Eigenschaften und der Art des Schöpfers und seiner Schöpfung vollkommen deutlich machen.

    Der Prophet hat Sorge getragen, eine Unterscheidung zwischen seiner eigenen Sprache (den Hadith) und der direkten Sprache Gottes zu machen, obwohl beide das Ergebnis von Offenbarung waren. Aus diesem Grund pflegte er in der frühen Periode der Offenbarung zu verbieten, dass irgendetwas, das er sagte, niedergeschrieben wurde, mit Ausnahme des Qur´an. Dies garantierte die Unterscheidbarkeit des Qur´an als Wort Gottes, unvermischt mit den Aussagen von Menschen.

    Der Prophet machte ebenfalls eine Unterscheidung in seiner eigenen Sprache zwischen seinen eigenen Ansichten und dem, was von Gott als Offenbarung kam.

    Er sagte: “Ich bin nur ein menschliches Wesen wie ihr selbst. Ansichten können richtig oder falsch sein. Aber wenn ich euch sage, Gott sagte etwas, dann wisst, dass ich nie etwas Falsches Gott anmaßen würde.”

    Er hatte bei der Offenbarung, die er erhielt, keinen Einfluss. Offenbarung ist eine Kraft von außen, die auf das Dasein des Propheten einwirkt. Er war nicht dazu in der Lage, sie in irgendeiner Weise zu manipulieren. Dies wird durch die Tatsache bestätigt, dass bestimmte Krisensituationen den Propheten oder diejenigen, die um ihn herum waren, befielen und eine sofortige Lösung benötigten, aber er fand keinen Vers des Qur´an, den er den Menschen hätte vortragen können. Er musste still bleiben und warten, manchmal verzweifelt, bis Gott in Seiner Weisheit, offenbarte, was gebraucht wurde.

    Ein gutes Beispiel hierfür ist die Zeit, als Aischa, die Frau des Propheten, von einigen der Heuchler des Ehebruchs beschuldigt wurde, obwohl sie unschuldig war. Die Leute fingen an, Dinge zu sagen, die schmerzlich für den Propheten waren, bis sein Herz fast platzte. Er konnte dies nicht verbieten. Alles, das er sagen konnte, war:

    “O Aischa, ich habe dieses oder jenes gehört. Wenn du unschuldig bist, wird Gott deine Unschuld zeigen, und wenn du gesündigt hast, dann ersuche Gottes Vergebung.”

    Ein ganzer Monat verging so, bevor die Offenbarung kam, die Aischas –Unschuld erklärte und die Ehre des Haushalt des Propheten wiederherstellte.

    Kurz gesagt, hat Offenbarung nichts zu tun mit der Auswahl und den Wünschen desjenigen, der sie erhält. Es ist eine außergewöhnliche, externe Erscheinung. Es ist eine Kraft des Wissens, denn sie gibt Wissen. Sie ist frei von Irrtum. Sie kommt nur mit der Wahrheit und leitet zu dem, was richtig ist.

    Wie die Offenbarung zu den Engeln und den Gesandten kommt

    Im Qur´an wird erwähnt, dass Gott zu den Engeln spricht. Gott sagt:

    “Da gab dein Herr den Engeln ein: "Ich bin mit euch; so festigt denn die Gläubigen…” (Quran 8:12)

    Die Offenbarung zu den Engeln geschieht dadurch, dass Gott zu ihnen spricht und die Engel hören von Ihm.

    Die Offenbarung gelangt zu Gottes menschlichen Gesandten entweder direkt oder durch einen Vermittler. Im Falle des Vermittlers ist es der Engel Gabriel, der die Offenbarung bringt. Es gibt zwei Arten, wie dies geschieht:

    1. Der Engel kommt zu ihm mit einer Stimme wie das Läuten einer Glocke. Dies ist die schwerste Art, wie die Offenbarung zum Gesandten gelangt. Ein solcher barscher Ton verlangt die volle Aufmerksamkeit dessen, an den er gerichtet ist. Wenn die Offenbarung auf diese Weise kam, war das für alle Kräfte des Gesandten außerordentlich anstrengend.

    2. Der Engel kam in der Gestalt eines Menschen zu ihm. Dies war leichter als die vorige Art, denn die Gestalt des gesandten Engels war dem menschlichen Gesandten geläufiger und es war einfacher zu reden.

    Diese beiden Arten wurden von dem Propheten in seiner Antwort auf al-Haarith b. Hishaam erwähnte, als er gefragt hatte, wie die Offenbarung zu ihm komme. Der Gesandte Gottes sagte:.

    “Manchmal kommt sie wie das Läuten einer Glocke, und das ist für mich das schwerste. Es lastet auf mir und ich versuche, mir zu merken, was er sagt. Und manchmal kommt der Engel in der Gestalt eines Mannes und spricht zu mir und ich versuche mir zu merken, was er sagt.”

    Offenbarung ohne Vermittler geschieht auf zwei Arten:

    1. Ein guter Traum: Aischa berichtet:

    “Es begann als ein guter Traum während des Schlafs. Er hatte keinen Traum, der sich nicht so klar wie der Tag bewahrheitet hätte.”

    Dies war, um den Gesandten Gottes darauf vorzubereiten, Offenbarungen zu empfangen, wenn er wach war. Der gesamte Qur´an wurde offenbart, während der Prophet wach war.

    Die Geschichte von Abraham als ihm befohlen wurde, seinen Sohn zu opfern, zeigt, wie ein Traum eine Offenbarung sein kann, nach der gehandelt werden muss. Gott sagt:

    “Dann gaben Wir ihm die frohe Botschaft von einem sanftmütigen Sohn. Als er alt genug war, um mit ihm zu arbeiten, sagte er. O mein Sohn, ich sehe im Traum, daß ich dich schlachte. Nun schau, was meinst du dazu?" Er sagte: "O mein Vater, tu, wie dir befohlen wird; du sollst mich - so Gott will - unter den Geduldigen finden." Als sie sich beide (Gottes Willen) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn auf den Boden hingelegt hatte da riefen Wir ihm zu: "O Abraham du hast bereits das Traumgesicht erfüllt." So belohnen Wir die, die Gutes tun. Wahrlich, das ist offenkundig eine schwere Prüfung. Und Wir lösten ihn durch ein großes Schlachttier aus. Und Wir bewahrten seinen Namen unter den künftigen Geschlechtern. Friede sei auf Abraham! So belohnen Wir die, die Gutes tun. Er gehörte zu Unseren gläubigen Dienern.” (Quran 37:101-111)

    Wenn dieser Traum keine Offenbarung gewesen wäre, dann hätte ihm nicht gehorcht werden müssen, Abraham wäre nicht ausgezogen, um seinen Sohn zu opfern, aber Tatsache ist, dass er es fast getan hätte. Er hielt nur inne, weil Gott ihm befahl, einzuhalten und anordnete, er solle etwas anderes an seiner Stelle opfern.

    Der gute Traum ist nicht nur für die Propheten. Er bleibt auch für die Gläubigen, auch wenn es keine Offenbarung ist. Der Gesandte Gottes sagte:

    “Nichts bleibt von der Prophezeihung außer gute Nachrichten.” Als er gefragt wurde, was diese guten Nachrichten sind, sagte er: „Träume.“

    2. Gott spricht direkt von hinter einer Wand: dies geschah dem Propheten Moses. Gott sagt:

    “Und als Moses zu Unserem Termin gekommen war und sein Herr zu ihm gesprochen hatte…” (Quran 7:143)

    Gott sagt auch:

    “…und Gott hat mit Moses wirklich gesprochen.” (Quran 4:164)

    Dies geschah dem Propheten Muhammad auf seiner Nachtreise und Himmelfahrt, wo sein Herr zu ihm sprach.

    All diese Arten Offenbarungen zu erhalten, werden im Qur´an erwähnt. Gott sagt:

    “Und keinem Menschen steht es zu, daß Gott zu ihm sprechen sollte, außer durch Eingebung oder hinter einem Vorhang oder, indem Er einen Boten schickt, um durch Sein Geheiß zu offenbaren, was Er will; Er ist Erhaben, Allweise.” (Quran 42:51)